Sonntag, 21. September 2014

Reizüberflutung



Reizüberflutung ist das wahrscheinlich größte Problem für HSM. Der menschliche Wahrnehmungsfilter lässt sich nicht einfach den Gegebenheiten anpassen. Unabhängig von den äußerlichen Umständen (leise – laut, geordnet – chaotisch, einsam – umgeben von hunderten Menschen,…) nehmen wir immer die gleiche Menge an Informationen auf. Bei HSM ist der Wahrnehmungsfilter nur viel weiter geöffnet. Er ermöglicht es uns Gefühle anderer Menschen zu erkennen, Musik intensiver wahrzunehmen und Kunstwerke vielschichtiger deuten zu können. Genau diese Stärke wird uns zum Verhängnis. Aus viel wird zu viel.


 Die Gefühle eines Menschen können entspannt wahrgenommen werden. Die Aufmerksamkeit ist dann auf eine Person fokussiert. Die sich widersprechenden Gefühle von zehn, zwanzig oder hundert Menschen gleichen einem Orchester, bei dem jedes Mitglied ein anderes Instrument spielt. Und wenn wir schon beim Thema sind: Gleiches gilt auch für Geräusche. In modernen Großstädten buhlen die verschiedensten Geschäfte um unsere Aufmerksamkeit. Lichter, Leuchtreklamen, Schaufenster und Musik sollen uns anlocken. Dazwischen Verkehrslärm, hunderte Menschen mit ihren Unterhaltungen und Handys, Baustellen, Straßenkünstler, Fluglärm,… Die Kakophonie unserer Industriegesellschaft. Sie macht bereits normal sensiblen Menschen schwer zu schaffen. Wie viel mehr strengt sie dann HSM an?

Wie kann dieses Problem gelöst werden? 

Zuerst einmal greifen die meisten Hochsensiblen auf eine umfassende Pausengestaltung zurück. Die Pausen dienen dem Rückzug in die Einsamkeit und der Sammlung. Auf diese Weise lassen sich die verstopften und übererregten Sinne wieder reinigen und beruhigen. Unterstützen können dabei Entspannungstechniken, Meditation, Spaziergänge in der freien Natur, Tai Chi und ähnliches. Wie viel Raum diesen Pausen gegeben werden kann oder muss ist vom Lebensstil und dem beruflichen Umfeld des HSM abhängig. Besser ist aber eher mehr als weniger. In akuten Notsituationen können auch Ohrstöpsel (auf Markennamen möchte ich hier verzichten) oder kleine Fluchten in nahe ruhigere Räumlichkeiten helfen. Ein interessantes Konzept habe ich in Berlin erlebt. 
In einem der Gebäude am Brandenburger Tor wurde ein Raum der Stille eingerichtet. Er dient dem Rückzug und der Kontemplation. Eine Idee, die sich problemlos auf andere Städte anwenden ließe.

Sollte der eigene Arbeitsplatz sehr laut sein oder ein konzentriertes Arbeiten verhindern, so ist vielleicht ein geschickt vorbereitetes Gespräch mit dem Vorgesetzten möglich. Immerhin liegt es auch in seinem Interesse, dass seine Abteilung gute Leistungen erbringt.

Wird nichts gegen die Reizüberflutung unternommen, stellen sich Stresskrankheiten ein. Gemeint sind Magen-Darm-Erkrankungen, Kopfschmerzen, Migräne, Hörsturz oder Tinnitus, Depressionen, Burnout, …

Gruß

Hoch Sensitiv

Samstag, 20. September 2014

Hallo!



 Es ist Abend geworden. Die Sonne ist längst untergegangen. Ich sitze an meinem Schreibtisch. Neben mir steht eine dampfende Tasse Kaffee. Ich schaue über mein Notebook zum Fenster hinaus. Am Himmel funkeln unglaublich viele Sterne. Die silberne Scheibe des Mondes überstrahlt sie alle. Ich öffne das Fenster. Während ich weiter den Himmel bewundere, fühle ich plötzlich eine tiefe Verbundenheit mit dem Universum. Ich fühle mich angenommen, geborgen, weit weg von den alltäglichen Sorgen und Problemen. Ich fühle mich klein und unwichtig, aber gleichzeitig auch als wichtigen Teil einer grandiosen Schöpfung. Alles ist an seinem Platz. Alles ist perfekt. Ich fühle es. Ich weiß es einfach. Da draußen ist etwas Großes, das uns kennt und leitet.

Geht es nicht jedem Menschen manchmal so? 

Das ist sicherlich richtig. Vielleicht gehörst DU aber auch zu den wenigen Menschen, die solche Gefühle häufiger haben. Vielleicht entstehen sie bei dir durch Musik, beim Malen oder Bewundern von Bildern, beim Schreiben, beim Lesen oder beim Wandern.

Vielleicht bist du er ein stiller Mensch. Du meidest Discos. Die Musik ist dir viel zu laut und unharmonisch. Große Menschenansammlungen nerven dich ohnehin. So viele Gesichter und Emotionen auf einmal sind nur schwer zu ertragen. Obwohl du Menschen magst, liebst du es eher beschaulich und genießt inhaltsschwere Gespräche mit wenigen Freunden. Häufig ziehst du dich zurück. Du brauchst regelmäßige Pausen, um deinen Akku wieder aufzuladen.

Es könnte auch sein, dass du dich wie ein Alien fühlst. Du scheinst nirgendwo richtig dazu zu gehören. Es gibt viele Themen über die du ein fundiertes Wissen besitzt (z. B.  Philosophie und Religion), viele Themen über die du endlich mit einem anderen Menschen sprechen möchtest. Aber mit wem? Es scheint aussichtslos einen gleichgesinnten Menschen zu finden. Dadurch fühlst du dich sehr einsam. 

Wenn dir die oben beschriebenen Gefühle und Erfahrungen bekannt vorkommen, stehen deine Chancen gut ein hochsensibler Mensch (im Folgenden HSM genannt) zu sein.

Was ist ein HSM?

Mit welchen Schwächen hat er zu kämpfen?

Welche Stärken hat er?

Wie geht ihr mit diesen Themen um?

Um diese und andere Fragen soll es in meinem Blog gehen. Ich freue mich schon jetzt auf eure Reaktionen und (wenn ihr wollt) auf einen regen Erfahrungsaustausch.

Gruß

Hoch Sensitiv